Heringsdorf - Urlaub wie zu Kaiser Wilhelms Zeiten

Selten ist es so gut gelungen wie hier, Neubauten architektonisch in ein bestehendes Bauensemble zu integrieren. Diese Feststellung treffen Urlauber bei ihrer Abreise aus dem Ostseebad Heringsdorf. Viele von ihnen kommen gerade wegen der beeindruckenden Bäderarchitektur immer wieder. Begründet wurde diese Ende des 19. Jahrhunderts. Sowohl wohlhabende Geschäftsleute, vorrangig aus der damaligen Reichshauptstadt Berlin, als auch der Adel entdeckten die Insel Usedom mit den Hotels Heringsdorf als idealen Standort für eine Sommerresidenz. Den Beinamen „Kaiserbad“ trägt Heringsdorf zu Recht, denn auch Kaiser Wilhelm war hier regelmäßig zu Gast.

Historische Villen liebevoll restauriert

Spätestens mit der deutschen Wiedervereinigung wurde der Charme des Ostseebades wiederentdeckt. Heute erstrahlt Heringsdorf als das Mondänste der drei Kaiserbäder im alten historischen Glanz. Insbesondere die liebevoll restaurierten alten Villen des Ortes locken die Feriengäste an und berichten von alten Zeiten. Bei einem Bummel auf Europas längster Strandpromenade können die meisten Bäderarchitekturvillen betrachtet werden. Ausgangspunkt für eine Entdeckungstour sollte immer die Heringsdorfer Seebrücke sein. Von hier fällt der Blick auf die Villa Oechsler. 1883 im spätklassizistischen Stil erbaut, beeindruckt das Bauwerk mit seinem am seeseitigen Giebel angebrachten Mosaik. Heute werden in der Villa vorrangig Frauen begrüßt, denn seit einigen Jahren beherbergt sie heute ein auf hochwertige Bekleidung spezialisiertes Modegeschäft. Wie detailgetreu das Gebäude restauriert wurde, lässt sich gut an Bildern von Lyonel Feininger feststellen. Feininger nutzte viele Villen als Motiv für seine Gemälde, so auch die Villa Oppenheim. Diese in der Delbrückstraße gelegene Sommerresidenz des damaligen Bankhauses Oppenheim beeindruckt besonders mit seinem aus vier korinthischen Säulen getragenen Vorbaus.

Villen mit bewegter Vergangenheit - heute teilweise als Hotels Heringsdorf genutzt

So wie viele andere herrschaftliche Häuser hat die Villa Oppenheim ein bewegtes Leben aufzuweisen. Im Auftrag vom Bankier Oppenheim diente es nach dem 2. Weltkrieg zunächst der Roten Armee als Erholungsheim. Später nutzte es Erich Mielkes Ministerium für Staatssicherheit als Gästehaus. Nachdem es nach der Wiedervereinigung an die Nachfahren Oppenheims zurückgegeben wurde, dient es heute als Feriendomizil. Kleine gemütliche Ferienwohnungen können ganzjährig gemietet werden. So wie die Villa Oppenheim werden heute die meisten Häuser als Urlaubsquartier genutzt, sei es als Hotel Heringsdorf, wie das Haus Bethanienruh oder wie die Villa Aurora als Ferienhaus mit mehreren Wohnungen.

Urlaubsgäste, die mehr über die Geschichte der oft unter Denkmalschutz stehenden Villen erfahren möchte, kommen um eine Fahrt mit der Kaiser-Bäder-Bahn nicht herum. Während einer kurzweiligen Fahrt vorbei an den genannten und ungenannten Häusern des Ortes erfahren die Fahrgäste viele geschichtliche Details. Oder aber sie besuchen die Villa Irmgard. Diese dient heute als Museum und beherbergt das sehr gut erhaltene Arbeits- und Wohnzimmer des Dichters Maxim Gorki.